Früher habe ich Konzentration als etwas sehr Abstraktes empfunden. In der Schule hieß es immer: „Konzentrier dich und pass auf!“. Manchmal war ich gemeint, manchmal einer meiner Mitschüler/Mitschülerinnen und irgendwie hat mich das Thema Konzentration immer begleitet. Beim Basketballspielen war meine Konzentration mühelos. Stundenlang konnte ich spielen und trainieren und keiner konnte mich davon abhalten oder besser gesagt ablenken. Ablenkung scheint nämlich die andere Seite der Medaille zu sein, aber inzwischen weiß ich, dass das alles etwas komplexer ist.
Aufmerksamkeit, Motivation und Samadhi
In der Schule war ich ehr mittelmäßig und vor allem würde ich sage, mittelmäßig interessiert. Ich hatte wie wohl jeder vor allem Spaß daran meine Freunde jeden Morgen in der Schule zu sehen. Die Pausen waren dann das Highlight und der Rest war natürlich auch nicht schlecht, weil Schule ja zum Erwachsen werden dazu gehört. Es gab natürlich auch Unterricht der spannend war und Themen die mich interessierten. Aber damals war mir noch nicht bewusst wie sehr meine Aufmerksamkeit schwankte. Wie sehr sie sich verändert und warum das so viel damit zu tun hat, was ich mache und wie meine Einstellung dazu ist.
Dabei waren wir alle mal Kinder oder kennen alle Kinder, die versunken sind in dem was sie tun. Man ruft ihren Namen und sie reagieren nicht. Man könnte sagen, sie sind erleuchtet. Warum erleuchtet fragst du dich vielleicht. Naja die alten Schriften im Yoga schreiben über einen Zustand, den man Samadhi nennt. Das ist der höchste Zustand, den man im Yoga anstrebt und wird oft auch mit „Versenkung“ oder „Sammlung“ übersetzt.
Yoga, der achtgliedrige Pfad und die Schulung der Aufmerksamkeit
Der achtgliedrige Pfad wird inzwischen in verschiedenen Traditionen überliefert und beschrieben. Auch der Buddha lehrte den achtfachen Pfad und im Yoga findet man ihn im Zusammenhang mit dem Gelehrten Patanjali, einer Person zu der es einen eigenen Mythos gibt. Was Patanjali aber auch heutzutage so besonders macht, ist, dass er den Yoga und den achtgliedrigen Pfad in vier Kapiteln in „nur“ 195 Versen zusammengefasst hat.
Hier im Westen ist vor allem das dritte, der acht Glieder bekannt. Standpositionen wie der Krieger oder Positionen wie die Krähe werden heute in fast jedem Yoga-Kurs und darüber hinaus gelehrt und geübt. Der Sammelbegriff hierfür ist Asana und bedeutet so viel wie „die gehaltene Position“. Doch heute geht es mir um die letzten drei Glieder dies Pfades: Dharana, Dhyana und Samadhi. Es gibt auch andere Übersetzungen dieser Begriffe, aber meistens liest und spricht man von Konzentration, Meditation und Versenkung.
Alleine über die letzten drei Glieder gibt es ganze Abhandlungen und Texte die Jahrtausende alt sind. Aber möchte ich heute nur kurz darüber schreiben und eine Brücke zum Thema der Aufmerksamkeit bauen. Wenn wir intrinsisch motiviert sind, ist Konzentration für uns eine Leichtigkeit. Wir können unsere Aufmerksamkeit ohne Probleme über einen langen Zeitraum lange aufrechthalten. Wenn das aber nicht der Fall ist, können wir auch etwas nachhelfen um mentale Ressourcen freizusetzen.
Übung macht den Meister
Auch was die Fähigkeit der Konzentration angeht, gilt dieser Leitspruch. Wer sich darin übt, sich auf weniges zu konzentrieren wird darin besser. Sich nicht ablenken zu lassen und unwichtiges ausblenden zu können, gehört ebenso dazu.
Dabei brauchen wir eine gewisse Balance zwischen Gelassenheit und Erregung oder auch Neugierde und Disziplin. Auch Langeweile und Überforderung können uns einiges über uns und unsere Tätigkeiten sagen. In einem Zustand zwischen Langeweile und Überforderung sieht der Psychologe Mihály Csíkszentmihályi der Weg zur in die Versunkenheit. Oder wie er es nennt: den Flow-Zustand.
Durch Ashtanga Yoga bekommt man ein Gefühl für die Mitte
Durch das Praktizieren von Ashtanga Yoga, insbesondere die Körperarbeit durch die Asana-Praxis, die Atemübungen und Meditation habe ich persönlich viel über diesen Balanceakt gelernt. Körperliche Bewegung ist immer auch eine gute Möglichkeit um auch den Geist wach zu machen und sich vor allem mit körperlicher und geistiger Erregung vertraut zu machen. Doch sind es auch die subtileren Bewegungen, wie Emotionen und Instinkte, die einen großen Einfluss auf unsere Konzentrationsfähigkeit und generelle Aufmerksamkeit haben.
Entspannung und Aufmerksamkeit
Ein ruhiger Geist kann sich besser konzentrieren. Die Aufmerksamkeit kann dabei wach und präsent sein. Wenn unsere Gedanken nicht umherrasen, unsere Emotionen fließen und unser Körper ruhig und wach ist, dann sind wir aufnahmefähig und können uns einer Tätigkeit hingeben.
Sowohl in meiner Arbeit mit Neuro- und Biofeedback aber auch beim Yoga versuche ich immer beides zu schulen. Eine Sensibilität für Anspannung und Erregung aber auch für Entspannung und Ruhe. In diesem Zusammenhang fällt mir das Wörtchen Achtsamkeit ein, über das ich euch dann das nächste Mal berichten möchte.
Bis dahin bleibt gesund und munter…und natürlich aufmerksam. 😉